Cpt CC schreef:
Warum die Soja-nüesse-preise weiter steigen könnten!
von Miriam Kraus
Liebe Leser,
wir alle wissen wie stark sich auch die Sojabohnen inzwischen verteuert haben. Im vergangenen Jahr stiegen die Futures-Preise um ganze 69 %. Am 3. März erreichte der aktivste Kontrakt einen absoluten Rekordpreis bei 15,86 US-Dollar pro Scheffel an der CBOT.
Rekordhohe Preise und eine massive Ausweitung der Sojaaussaat, zuungunsten von Mais - das kennen wir. Und mit einem darauf folgenden Preisrückgang haben wir natürlich auch gerechnet. Gegenwärtig notiert der Juli-Kontrakt an der CBOT bei 13,65 US-Dollar pro Scheffel - seit Mitte April mehr oder weniger in einer Seitwärtsbewegung.
Doch der Blick in die Zukunft lässt einen inne halten und einmal gründlich nachdenken.
Niedrige US-Lagerbestände dank steigender Export-Nachfrage
Wir alle wissen ja inzwischen von den streikenden Argentiniern. Dort wehren sich Farmer und mittlerweile auch Viehzüchter gegen die Exportsteuern der Regierung, obgleich diese erst vor Kurzem versucht hatte einzulenken und die Steuer etwas abzusenken. Dieser Versuch war aber für den Geschmack der Streikenden zu schal - deshalb wird weiter gestreikt.
Nun gut, zugute kommt das - wie wir ja auch wissen - dem US-Export. Während die Argentinier streiken haben US-Exporteure seit September letzten Jahres ihre Exportzahlen um 3,1 % auf rekordverdächtige 29,72 Millionen Tonnen erhöht. Die Sojölexporte haben sich im gleichen Zeitraum verdoppelt und die Sojamehlexporte sind um 6,9 % gestiegen.
So weit, so gut - das Problem ist nur, dass jetzt die Lagerbestände immer leerer werden. Der USDA zufolge werden die US-Sojavorräte bis zum Abschluss der Ernte um 75 % niedriger sein als im Jahr zuvor.
Doch wird die künftige Ernte ausreichen?
Eigentlich sollte man meinen: ja! Schließlich haben die US-Farmer ihre Anbaufläche für Soja ausgeweitet. Gemäß der USDA soll es in diesem Jahr eine Ausweitung der Anbaufläche um 17,6 % geben.
Doch, Vorsicht, sagt jetzt Morgan Stanley! Die starke Nachfrage, nicht nur durch den Export, sondern auch aus der Futtermittelindustrie des Inlands, dürfte die Lagerbestände am Ende des Erntejahres 2008/09 nur bei 185 Millionen Scheffel belassen - ein Anstieg von nur 27 % gegenüber den gegenwärtig fast leeren Vorratskammern.
Deshalb, so folgert Morgan Stanley, bleibt gegenwärtig wenig Spielraum, sollte es zu Ertragseinbußen aufgrund widriger Wetterbedingungen oder ähnlichem kommen.
Tatsächlich tauchen aber schon die ersten Wetterprobleme am Horizont auf. Im Mittelwesten der USA, vor allem im größten Sojaproduzierenden Bundesstaat Iowa ist es gegenwärtig zu nass und kalt.
Ende Mai waren deshalb bislang nur 52 % der Sojaernte ausgesät. Im Vergleich zu 74 % im vergangenen Jahr und 67 % im Fünf-Jahres-Durchschnitt.
Zudem haben bislang in den 18 produzierenden Bundesstaaten nur auf 12 % der Felder die Pflanzen die Bodendecke durchstoßen. Im Fünf-Jahres-Durchschnitt lag diese Rate zum gleichen Zeitpunkt bei 34 %.
Südamerika muss Produktion erhöhen
Morgan Stanley geht davon aus, dass im Angesicht der weltweit wachsenden Importnachfrage und des geringen Lagerbestandsniveaus in den USA Brasilien und Argentinien dringend ihre Soja-Produktion erhöhen müssten.
Bei einer Nachfragesteigerung von 3 % pro Jahr, so Morgan Stanley, müssten weitere 14 Millionen acres mit Soja bepflanz werden. Bei einem Nachfragewachstum von 6 % per annum müsste sich die Sojaanbaufläche um 18 Millionen acres erhöhen.
Aber brasilianische Farmer brauchen höhere Preise
Eigentlich ist gegenwärtig in Südamerika genug Land vorhanden um diese Ausweitung vorzunehmen. Das ist also nicht das vordergründige Problem.
Lassen wir einmal Argentinien beiseite, wo es gegenwärtig für die Ausweitung der Produktionsfläche vornehmlich auf die Steuergeschichte ankommt. So lange sich Regierung und Farmer dort weiterhin auf Konfrontationskurs befinden, gibt es ein Problem.
Wenden wir uns lieber Brasilien zu...
In Brasilien haben wir das Problem, dass die Produktionskosten gegenwärtig sehr hoch liegen. Im Durchschnitt gegenwärtig bei etwa 13,50 US-Dollar pro Scheffel. Sie sehen, trotz rekordhoher CBOT-Preise ist die Gewinnmarge für die Brasilianer gering und wird sie nicht dazu bringen auch noch die Produktion auszuweiten.
Zu den Gründen:
Die Frage ist natürlich, warum die Produktionskosten in Brasilien so hoch liegen. Nun, zum einen haben natürlich auch die brasilianischen Farmer wie ihre Kollegen weltweit mit steigenden Kosten durch beispielsweise steigende Düngemittelpreise zu kämpfen.
Das ist aber noch nicht alles! Ein weiterer wichtiger Grund ist die Infrastruktur, die noch nicht überall gut genug ausgebaut ist und dementsprechend die Transportkosten erhöht. So kostet es allein zwischen 3 und 4 US-Dollar pro Scheffel die Sojabohnen von den Feldern im Bundesstaat Matto Grosso bis zum Verladehafen in Santos zu transportieren.
Natürlich wird gegenwärtig in Brasilien in den Infrastrukturausbau investiert. Bis in 5 Jahren dürfte sich die Situation deutlich verbessert haben und die Transportkosten wieder sinken.
Aber es gibt noch einen Grund: der brasilianische Real. Dank der Aufwertung des Real gegenüber dem US-Dollar sinken natürlich wieder die Gewinnmargen. Denn produziert wird ja in Real, verkauft aber in US-Dollar.
All diese Faktoren zusammen genommen, inne gehalten und einmal gründlich nachgedacht können einen durchaus zu der Überlegung führen, dass wir bis zum Abschluss des nächsten Erntejahres doch wieder steigende Sojapreise erwarten könnten.